ANLAGE: WARUM WIR LENINISTEN UND KEINE STALINISTEN SIND

 

NACH DER OKTOBERREVOLUTION IN RUSSLAND 1917:

LENIN SPRICHT VON STAATSKAPITALISMUS,

WÄHREND STALIN VON SOZIALISMUS REDET.   WIESO?

WO LIEGT DER UNTERSCHIED?

WER HAT DIE RICHTIGE VISION?

 

Nach der Oktoberrevolution behauptet Lenin, dass die Bolschewisten gemeinsam mit dem revolutionären Proletariat an der Macht in Russland keine “sozialistische”, sondern eine “staatskapitalistische” Wirtschaft führen.

 

Lenin:   “Unser Staatskapitalismus unterscheidet sich grundsätzlich vom Staatskapitalismus der Länder, die eine bürgerliche Regierung haben, eben weil bei uns der Staat nicht durch das Bürgertum vertreten wird, sondern vom Proletariat, das das volle Vertrauen der Bauern zu erobern gewusst hat.”

 

Lenin - “Brief an die russische Kolonie in Nordamerika” - November 1922

 

 

Warum äußert sich Lenin in diesem Sinne?

 

 

Lenin:    “Kommunismus nur nach internationaler       Revolution möglich”

“Als wir zu jener Zeit die internationale Revolution begonnen haben, haben wir dies nicht getan, weil wir überzeugt waren der Entwicklung vorgreifen zu können, sondern weil uns eine Reihe von Umständen dazu gedrängt hat, sie zu beginnen. Wir dachten: entweder kommt die internationale Revolution uns zur Hilfe, und unser Sieg wird somit völlig sicher sein, oder wir machen bescheiden unsere revolutionäre Arbeit in dem Bewusstsein, dass wir im Falle der Niederlage der revolutionären Sache gedient haben, und unsere Erfahrung den anderen Revolutionen zu Gute kommen wird.

Für uns war es klar, dass der Sieg der proletarischen Revolution ohne die Unterstützung der Weltrevolution nicht möglich war. Schon vor der Revolution und auch danach dachten wir:  entweder bricht die Revolution in den anderen am weitesten entwickelten kapitalistischen Ländern sofort, oder wenigstens recht bald aus, sonst,  falls dem nicht so sein sollte, werden wir unterliegen.”

Lenin   1921

 

Das Endziel der Revolution und damit des russischen Proletariats war sicherlich nicht, wie Lenin klar und deutlich darlegte, der in jenem revolutionären Moment bestehende “Staatskapitalismus”, der nur eine Übergangsphase sein sollte, ein unvermeidbarer Moment der Umwandlung. Das ausdrücklich erklärte Endziel war:  “Die internationale Revolution!”.

Denn nach Lenin kann nur eine internationale Revolution zu einer überlegenen Gesellschaftsform, also zu Sozialismus führen.

 

Lenin: «Der Ausdruck ‘sozialistische Sowjetrepublik’ bedeutet die Entscheidung der Sowjetmacht den Übergang zum Sozialismus durchzuführen, aber er bedeutet absolut nicht, das jetzige wirtschaftliche System als sozialistisch anzuerkennen.»

 

Lenin in “Über Naturalabgaben”, 1921

 

Lenin: “Es hat sich, scheint mir, kein einziger Kommunist gefunden, der verneint, dass der Ausdruck ‘sozialistische Sowjetrepublik’ die Entscheidung der Sowjetmacht bedeutet, den Übergang zum Sozialismus durchzuführen (durch den Staatskapitalismus, “Verbindungsring zwischen kleiner Produktion und Sozialismus”), aber er bedeutet absolut nicht, dass das jetzige wirtschaftliche System sozialistisch ist”.

                                                                           Lenin. Rede vor NEP, 1920

 

Lenin wiedeholte unzählige Male bis zum Überdruss das Konzept, dass der russische revolutionäre “Staatskapitalismus” nicht mit “Sozialismus” gleichzusetzen sei.

 

Die russische Revolution ist also in der leninistisch-bolschewistischen Politik des russischen Proletariats lediglich der Beginn einer ganzen Reihe von Revolutionen. 

 

Stalin war allerdings nicht dieser Auffassung.

 

 

Stalin:  “Theorie des Sozialismus in nur einem Land”

 

« Zuerst sah man den Sieg der Revolution in nur einem Land als unmöglich an, weil man davon ausging es sei notwendig, dass die Proletariate aller fortgeschrittenen Länder, oder zumindest deren Mehrheit, gemeinsam vorgingen um das Bürgertum zu besiegen. Heute entspricht diese Sichtweise nicht mehr der Realität. Heute muss man die Möglichkeit eines solchen Sieges einräumen, weil die ungleiche und sprunghafte Eigenschaft der Entwicklung der unterschiedlichen kapitalistischen Länder in der Periode des Imperialismus und die Entwicklung der katastrophalen inneren Widersprüche des Imperialismus, die unvermeidbare Kriege herbeiführen, die Entwicklung der revolutionären Bewegung in allen Ländern der Welt, all diesen Länder »

Stalin 1925

Für Stalin war also, im Gegensatz zu Lenin, der “Sozialismus in nur einem Land” möglich.

 

Stalin nimmt eine Umkehr, eine radikale und plötzliche Änderung der Politik vor. Worauf geht dieser Unterschied zu Lenin und damit eigentlich zu Marx Lehren zurück?

An diesem Punkt haben wir das Problem uns fragen zu müssen, was eigentlich “Sozialismus” ist.

Das weltweit anerkannte Konzept des Sozialismus (oder Kommunismus) ist eine Gesellschaftsform mit dem Prinzip: “jeder nach seinen Möglichkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen”, und das ist nur möglich, wenn die Produkte in dieser Gesellschaftsform nicht mehr verkauft oder gehandelt werden um daraus Profit zu ziehen, sondern unter der Bevölkerung zum Wohlstand aller verteilt werden. Als Folge davon verschwinden die sozialen Klassen, verschwindet die Ausbeutung, der Verdienst, die Banken, der Wettbewerb usw.

Aber nach der Oktoberrevolution in Russland mussten die Bolschewisten und das revolutionäre Proletariat eine Gesellschaftsform leiten, in der die Produkte, wie allseits bekannt, noch verkauft und gehandelt, und nicht unter der Bevölkerung verteilt  wurden. Als Konsequenz bestand das Proletariat weiter, auch wenn es die Fabriken, den Wettbewerb, den Verdienst, die Banken und Gewerkschaften leitete.

All dies war unumgänglich, weil die Wirtschaft in einem Land (oder in mehreren Ländern gemeinsam) immer Teil eines Weltmarktes ist, wo man zur Herstellung eines einzelnen Produktes die Einzelteile, aus denen dieses Produkt besteht (Rohstoffe, Produktionsmaschinen, Einzelteile, Technologie, usw.) in einer Unzahl von Nationen, die untereinander handeln, ständig kaufen und verkaufen und so die Wirtschaft in Gang halten, besorgen muss. Sollten diese Elemente fehlen, ist es logischerweise unvermeidbar, dass die nicht “unabhängige” Produktion einer Nation oder eines Nationenverbunds zum Stillstand gelangt, und als Konsequenz die Wirtschaft zum Ruin verurteilt ist, mit den entsprechenden sozialen Reaktionen, die man sich leicht vorstellen kann.   

Diese grundlegenden wirtschaftlichen Mechanismen waren den bolschewistischen Führern und auch Lenin nur zu gut bewusst, und tatsächlich unterstrich er wiederholt “dies bedeutet keinesfalls anzuerkennen, dass die jetzige Wirtschaftsform sozialistisch ist» .

Mit diesem Bewusstsein wird es klar, warum “der Kommunismus erst nach der internationalen Revolution möglich ist”. Die “internationale Revolution” wird somit zu einer Notwendigkeit, die es erlaubt, dass sich die Märkte so ausweiten, dass man in der Produktion der Güter komplett autonom wird.

 

Wenn Stalin behauptete “Heute muss man die Möglichkeit eines solchen Sieges einräumen ” (d.h. des “Sozialismus in nur einem Land”) verschwieg er vorsätzlich, was Sozialismus bzgl. seiner wirtschaftlichen Grundlagen wirklich bedeutet.

Und natürlich schwieg er auch bzgl. der Existenz einer unumgänglichen “Übergangsphase” zum “Staatskapitalismus”, wie es von Lenin wiederholt bestätigt wurde, als Anfangsphase, um anschließend zur  “internationalen Revolution” und dann zum Sozialismus fortzuschreiten.

An diesem Punkt wird es klar, dass Stalin vom “Staatskapitalismus”, d.h. von der von den Bolschewisten und dem russischen Proletariat durch die Revolution erreichten Verstaatlichung der Wirtschaft,  profitiert um seine These zu entwickeln, dass sich diese Verstaatlichung plötzlich in “den Sozialismus” verwandelte, obwohl all seine wirtschaftlichen Gesetze kapitalistisch funktionierten.

Auch die Tatsache, dass das revolutionäre russische Proletariat an der Macht war, benutzte Stalin  schlau um zu behaupten, dass es sich aus diesem Grunde schon um ein “sozialistisches” Regime handelte. Für Stalin war es grundlegend zu verstecken, dass weiterhin kapitalistische Regeln galten.

Die von den Bolschewisten und Lenin verfolgte “internationale Revolution” wurde damit nach dem stalinistischen Konzept überflüssig und war nicht mehr der Zweck aller Anstrengungen. Folglich verschwindet auch das sozialistische Ziel der Verteilung der Güter zum Allgemeinwohl aller.

Um diese Thesen (seinen Betrug) durchzusetzen zu können, musste es Stalin gelingen, fast alle bolschewistischen Führer und wahren Kommunisten, die natürlich alle gegen ihn waren, auch physisch zu eliminieren. 

Man kann also ruhigen Gewissens behaupten: wenn die russische Wirtschaft unter Stalin keine sozialistische war, wie vorher dargelegt, sondern eine kapitalistische, dass diese Wirtschaft logischerweise all den Widersprüchen jedweder anderen kapitalistischen Wirtschaft zu unterliegen hatte.

 

Und genau das ist auch passiert. 

Im Kampf des kapitalistischen Wettbewerbs hat sich Stalin, um seine Einflusszone auszuweiten (wie jeder andere bürgerliche Imperialist), 1938 mit dem verhassten Nazi Hitler zusammengetan um Polen zu erobern und anschließend untereinander aufzuteilen; durch unerhörte Blutbäder. Als Hitler dann 1941 in Russland einmarschierte, verbündete sich Stalin mit den verhassten westlichen Imperialisten Großbritannien und den USA, die er zuvor immer verachtet und als Räuber und Banditen bezeichnet hatte, um sich nach dem Sieg mit ihnen auf imperialistische Weise das besiegte Deutschland und den Rest Osteuropas zu teilen.  Trotz dieser nationalimperialistischen Politik ließen sich Stalin und seine Schergen weiterhin “Kommunisten” und “Genossen” rufen, und behielten die marxistische Terminologie bei, um sich das Vertrauen der Arbeiter zu bewahren.

Andere nationalistische Parteien bezeichneten sich später als “kommunistisch”, um das Vertrauen der Massen zu gewinnen,  und folgten dem Beispiel des stalinistischen Staatskapitalismus, dem sogenannten “Sozialismus in nur einem Land”. Wir sprechen von  Mao Ze Tung, der in China (?) die bürgerliche Bauernrevolution zu Ende führte. Die bürgerliche Wirtschaft verhalf China zu einer schwindelerregenden kapitalistischen Entwicklung, die mehr als zehn Jahre andauerte und das Land zu einer der stärksten imperialistischen Mächte der heutigen Welt aufsteigen ließ. Auch die Revolution in Kuba trugt das stalinistische Brandzeichen und hatte mit Kommunismus absolut nichts zu tun.

Gleich nach der Revolution 1917 erklärte Lenin, dass “entweder sofort die Revolution [in den anderen Ländern - A.d.R.] ausbricht (…) oder dass man, falls dem nicht so sei, unterliegen müsse”. Sicher konnte Lenin nicht wissen, und schon gar nicht ahnen, dass dann der Stalinismus die gegenrevolutionäre politische Kraft sein würde, die die russische Revolution “unterliegen” läßt. Eben der Stalinismus war der gegenrevolutionäre Akteur, der das Ziel der “internationalen Revolution” als Mittel zum Erreichen des Sozialismus verschwinden ließ, und die Verstaatlichung der Unternehmen im kapitalistischen Regime zum “Sozialismus” erklärte.  Es war eben dieser Stalinismus, der die internationalistisch-revolutionäre Politik in eine nationalistisch-bürgerliche Politik umwandelte mit dem einzigen Ziel, den russischen Staatsunternehmen Profit einzuheimsen.

 


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