PROLETARISCHER INTERNATIONALISMUS UND EX DDR

Definition   Stalinismus

Der Stalinismus ist eine unter Stalin entstandene Auslegung des Marxismus-Leninismus, die sich durch einen ideologischen Dogmatismus und Totalitarismus auszeichnet. Des Weiteren hat diese Ideologie einen starken Fokus auf die Nation. Unter Stalin wurde der sogenannte „Sozialismus in einem Land“ ausgerufen, obwohl dies nach Marx`s Theorie nicht möglich ist und auch im Widerspruch zu Lenins Analyse der Wirtschaft der Sowjetunion steht, nach der diese staatskapitalistisch sei. Mit der Übernahme Stalins wurden auch einige der wichtigsten Punkte des Leninismus aufgegeben: der proletarische Internationalismus, die Weltrevolution und die Parteidemokratie, welche sich zu Lenins Zeiten durch Kritik und Debatten äußerte. 

Proletarischer Internationalismus

Der proletarische Internationalismus ist eine Strategie an deren Ende die Weltrevolution steht. Sie führt den Verlauf der Revolutionen innerhalb einzelner Länder und der Welt als Ganzes.

Demnach soll ein nationaler Kampf der jeweiligen Proletarier gegen ihre nationale Bourgeoisie geführt werden, dabei werden Strategien erarbeitet, diese wiederum sollen international koordiniert werden und mit gegenseitiger Unterstützung umgesetzt werden. Diesen Zweck erfüllt die Internationale.

Erfolgt keine Koordinierung der nationalen Revolutionen haben sie keinen Sinn. Ohne Koordinierung würde es nur zu einer internationalen Blockade von den kapitalistischen Nationen gegenüber dem revolutionären Land kommen. Deshalb sollten die einzelnen Revolutionen zeitlich möglichst dicht aneinander liegen.

Die Aufgabe der revolutionären Länder ist es dann Materialien und wirtschaftliche Hilfe zu leisten, um andere revolutionäre Länder, die politisch und organisatorisch noch nicht so weit entwickelt sind, zu unterstützen.

Nach der Revolution sollte die Entwicklung der eigenen Wirtschaft vorangetrieben werden, um die eigene Bevölkerung zu versorgen und, wie gesagt, den anderen Revolutionen Hilfe leisten zu können. Die Wirtschaft sollte allerdings nicht zum Selbstzweck werden, wie es in den stalinistischen Staaten der Fall war. Für alle höheren Formen des Sozialismus und schließlich den Kommunismus braucht man eine zusammenhängende Welt ohne Grenzen und Nationalstaaten. Weil jede Form des Handelns, wie auch zwischen den stalinistischen Staaten, kapitalistische Gesetzmäßigkeiten reproduziert und so Konkurrenz zwischen ihnen erzeugt. Die Wirtschaften der einzelnen revolutionären Länder müssen sich zusammenschließen, wie das auch zwischen den einzelnen Betrieben und Industieren innerhalb der revolutionären Länder erfolgen muss, um diese dann unter gemeinsame proletarisch-demokratische Kontrolle zu stellen. Denn liegen benötigte Ressourcen oder spezielle Industrien außerhalb dieses Zusammenschlusses, muss gehandelt werden.

 

Patriotismus in der ddr/Ostblock

Die Nation stand in den Ostblockländern von Anfang an im Vordergrund. Der Nationalismus als Ideologie wurde besonders in den 50er und 60er hochgehalten. Erst in den späten 60er und 70er wurde der proletarische Internationalismus popularisiert, allerdings nur auf dem Papier, nur als Mittel zur Beschaffung neuer Arbeitskräfte. Am besten zeigte sich das bei der Behandlung von Fremdarbeitern und Studenten, welche oft in eine Art Ghettos, gesondert von dem jeweiligen Bürger des Landes, lebten. Allerdings zeigte sich das auch bei der generellen 

 

Behandlung und Stimmung gegenüber Menschen aus den sogenannten sozialistischen Brüderstaaten, wobei unteranderem auch öffentlich rassistische Stereotype oder Bezeichnungen reproduziert wurden. Zum Beispiel wurden in der offiziellen Zeitung „Neue Deutschland“ Polen als „Pollacken“ betitelt. Auch andere solcher Bezeichnung waren, vor allem in der allgemeinen Bevölkerung, Gebrauch.

Ein Symptom dieses generellen Misstrauens gegenüber Fremden (auch gegen die eigene Bevölkerung) waren auch die rigorosen Grenzkontrollen.

Eine weitere Gegebenheit, an der man die nationale Ausrichtung gut sehen kann, ist die Geschichte des RGW. Die eigentliche Aufgabe des RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) war es Zusammenarbeit, Koordination und Kooperation zwischen den Ländern des Ostblocks (und einiger anderer) zu forcieren. In Wirklichkeit scheiterten die dort geplanten Projekte, wie zum Beispiel das RGW-Auto, oft zum Vorteil nationaler Projekte.

 

Gegensatz zu Internationalismus

Einzelne stalinistische Länder standen in Konkurrenz, wie es zum Beispiel der Fall zwischen der Sowjetunion und China war. Diese Arten der Konkurrenz um Macht und Einfluss sollte bei wahren internationalistischen, revolutionären Ländern nicht möglich sein. Stattdessen sollten sie sich gegenseitig unterstützen und ihre Wirtschaften und damit auch ihre Arbeiter vereinen.

Des Weiteren gab es diverse Einmischung seitens der herrschenden Parteien der stalinistischen Länder in kommunistische Gruppen anderer Länder aber auch innerhalb des eigenen Landes (Manipulation, Tötung von Kommunisten mit anderen Ansichten usw.),sowie gewalttätige Unterdrückung der eigenen Arbeiter (Berlin 1953, Ungern 1956) während es gleichzeitig zum Beispiel in der DDR groß angelegte Rehabilitierungen von willigen ExNSDAP-Mitgliedern (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) mit dem Umweg über Organisationen wie „National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD)“ in die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands)  oder die massenhafte Zuwanderungen von zaristischen Bürokraten in die kommunistische Partei der Sowjetunion gab. Alles Entwicklungen, die dem Nationalismus zugutekamen. Auch Einmischungen anderer Größenordnung wie Invasionen und Kriege (Einmarsch in Afghanistan 1979, Vietnam gegen China 1979) zwischen den stalinistischen Ländern fanden statt, welche alle dem wahren Internationalismus entgegensteht. Der sogenannte Internationalismus dieser Parteien und Länder war oft nur ein Mittel zur Beschaffung billiger Arbeitskräfte, und Ressourcen. Ihre stalinistische Außenpolitik unterscheidet sich in Wirklichkeit nicht von den der westlichen Länder.

 

Fazit

Der wahre proletarische Internationalismus verschwand in der Sowjetunion mit der Übernahme Stalins und seinem „Sozialismus in einem Land“. Alle Staaten, die sich ideologisch an dem Stalinismus, wie zum Beispiel China, Kuba, Nord-Korea und alle Ostblock-Staaten orientieren, folgten diesem Konzept nie. Sie stützen sich auch heute noch auf einen starken Nationalismus und Totalitarismus. Das steht dem proletarischen Internationalismus im Weg. 

                                                                                                                            T.R.     


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