
Zum Verständnis: Kapitalismus bedeutet Akkumulation. Akkumulation bedeutet, dass
sich Unternehmen endlos vervielfachen und immer weiter ausdehnen (Marx, Das Kapital), bis sie schließlich zu riesigen multinationalen Konzernen werden.
Diese Vervielfachung verwandelt sich auf dem Planeten in eine erbarmungslose Verschärfung des Konkurrenzkampfes.
In diesem gnadenlosen Wettbewerb schaffen sich riesige multinationale Konzerne, die Regierungen und Nationen kontrollieren, in armen und sich entwickelnden Ländern ihre eigenen „Einflusssphären“ (Lenin, Der Imperialismus), um ihre Geschäfte bestmöglich zu schützen und zu führen.

Heute spricht man von großen imperialistischen Mächten wie den USA, Europa, China, Japan, die über große
„Einflusssphären“ verfügen. Aber auch das heutige Russland hat von der Sowjetunion Länder in „Einflusssphären“ geerbt.
Ein Russland, das aus industrieller Sicht allerdings nicht sehr fortgeschritten ist und – genau wie die ehemalige Sowjetunion – vom Export von Rohstoffen wie Erdöl, Gas und Kohle lebt.
Da der russische Imperialismus, wie erwhӓnt, nicht aus großen industriell-finanziellen Multikonzernen besteht, hat das russische Establishment, das in Moskau regiert, Schwierigkeiten, seine Länder in der „Einflusssphäre“ zu kontrollieren und an sich zu binden – Länder, die aus kapitalistischer Logik heraus zwangsläufig danach streben, sich zu industrialisieren. Mit lokalen Bourgeoisien, die ständig in Bewegung sind und Kontakte mit anderen mächtigen, hochindustrialisierten imperialistischen Staaten suchen, um von ihnen Industrie und Finanzierung zu erhalten.
Da dies die Lage ist – ein industriell schwaches Russland gegenüber hochindustrialisierten Konkurrenzmächten –, werden die Länder (oder besser gesagt: die Märkte) in der russischen „Einflusssphäre“ im brutalen Kampf unter kapitalistischen Rӓubern zu leichten „Beuten“ für westliche Multis.
Das ist der Kontext, der die heutige Situation des inter-imperialistischen Konflikts
kennzeichnet: zuerst USA und Europa gegen Russland um die Kontrolle der Ukraine, jetzt Israel–Iran–USA um die Kontrolle über den Iran selbst (wobei die Ukraine und Israel im Auftrag der USA kämpfen).
Russland jedoch, das den Ländern seiner „Einflusssphäre“ (von der Sowjetunion geerbt) keine
Industrien bieten kann, ist ein stark militarisierter Staat mit einer ausgeprägten militärischen Tradition und Rüstungsindustrie (ebenfalls ein Erbe der Sowjetunion). Hinzu kommt: Russland ist
eine Atommacht.
Deshalb müssen konkurrierende Großmächte sehr vorsichtig und bedacht vorgehen, wenn sie versuchen, Russland Länder seiner „Einflusssphäre“ zu entreißen – um keine katastrophalen Reaktionen des
Moskauer Establishments auszulösen.
Aber natürlich geht der Prozess weiter – er kann gar nicht aufhören! Denn: Wir leben im Kapitalismus!

Das erklärt, warum der russische Imperialismus nach und nach seine „Stücke“ verliert:
Zuerst mit dem Fall der Mauer alle osteuropäischen Staaten. Dann der Irak. Und heute: die Ukraine, Syrien, Hamas in Palästina – und jetzt auch der Iran.
Und morgen? Wird es der Jemen sein? Libyen? Belarus?
Brutale Kriege unter Kapitalisten also.
Kriege unter skrupellosen Banditen, die für ihre Akkumulationsinteressen keinerlei Problem damit haben, ganze Bevölkerungen zu opfern – so treffend beschrieben von Lenin in seinem
Imperialismus.
Das alles kann nur durch proletarische Revolutionen beendet werden!