
ES IST WICHTIG, DEN UNTERSCHIED ZU VERSTEHEN, UM RICHTIG KӒMPFEN ZU KÖNNEN
Wenn man von „KOLONIALISMUS“ spricht, ist eine Welt gemeint, die in Zonen unterteilt ist: auf der einen Seite einige wenige kapitalistische, industrialisierte Staaten oder Mächte, und auf der anderen Seite der Großteil der Welt – Regionen, Staaten oder gar ganze Kontinente, die noch in einem primitiven, extrem rückständigen Zustand verharren und noch nicht kapitalistisch sind.
In diesem Zusammenhang erobern die kapitalistischen Mächte mit Kriegen die rückständigen, noch primitiven Gebiete, um sich deren natürliche Ressourcen anzueignen und sie rücksichtslos im Sinne ihrer kapitalistischen Interessen auszubeuten. Diese Praxis wird als KOLONIALE POLITIK bezeichnet.

In einem solchen Fall annektiert die erobernde Kolonialmacht das besetzte Territorium oder die Region, welche somit integraler Bestandteil des erobernden Landes wird. Dort errichtet sie ihre eigene Verwaltung und Regierung, mit eigenen Gesetzen, Regeln usw., und stationiert ihr Militär. In diesen Kolonien wird die unterworfene Bevölkerung brutal unterdrückt und besitzt keinerlei politische, administrative oder militärische Rechte. Sie wird in Minen und auf Feldern gnadenlos überausgebeutet (praktisch versklavt), um die kapitalistischen Interessen der erobernden Kolonialmacht zu bedienen. Daraus ergeben sich für die kapitalistischen Unternehmen der Besatzer enorme Profite.
Ein Beispiel dafür sind die kolonialen Gebiete, die Großbritannien im 18. Jahrhundert besaß – aber auch schon vorher Spanien und Portugal im 17. Jahrhundert – sowie im 19. Jahrhundert Frankreich, die Niederlande, Deutschland und Italien.

„EINFLUSSZONEN“ hingegen sind etwas völlig anderes. Hier existieren die zuvor beschriebenen Kolonien nicht mehr. Es handelt sich um ein internationales Umfeld, in dem sich mittlerweile die ganze Welt kapitalistisch entwickelt hat – ganz so, wie es Marx im „Kapital“ vorausgesagt hat. In allen Ländern, selbst in den ärmsten, gelten nun die Gesetze des Handels, des Kaufs und Verkaufs, des Profits, des Wettbewerbs – kurz: der Kapitalismus.
Alle (nun kapitalistischen) Staaten sind in zwei gegensätzliche Klassen gespalten: Proletariat und Bourgeoisie. Das Proletariat wird von den eigenen Kapitalisten ausgebeutet (die dabei immer reicher werden) und reagiert mit Streiks, Kämpfen und Protesten. Die Staaten werden von den lokalen Bourgeoisien regiert – über ihre Regierungen, Parteien, Parlamente –, mit eigener Verwaltung und eigenem Militär.

Auf internationaler Ebene ist somit alles klar definiert: ein kapitalistisches Weltsystem im Endstadium, geprägt vom Konkurrenzkampf unter Kapitalisten.
Diese neuen armen Bourgeoisien, diese lokalen aufstrebenden Geschäftemacher, sind jedoch eigenständig in ihren Geschäftsbeziehungen zu den reichen, industrialisierten Mächten, von denen sie Kredite und Investitionen erhalten, um ihre kapitalistische Entwicklung zu beschleunigen.
In diesem internationalen Kontext, in dem superreiche Mächte und arme Staaten konkurrieren – also in einem zwischenimperialistischen Wettbewerb –, entstehen „Einflusszonen“. Das bedeutet: imperialistische, hochindustrialisierte Mächte etablieren bevorzugte Beziehungen zu den Bourgeoisien armer, sich entwickelnder Länder, mit denen sie möglichst gute Geschäfte machen können.

Man muss jedoch klarstellen, dass arme Länder, die zu einer bestimmten Einflusszone gehören, gleichzeitig auch wirtschaftliche Beziehungen mit anderen imperialistischen Mächten pflegen können. Beispiel: Der Iran gehört zur russischen „Einflusszone“ und pflegt privilegierte politische, militärische, kommerzielle und industrielle Beziehungen zu Moskau – unterhält aber gleichzeitig auch wirtschaftliche Kontakte mit Europa, China und sogar den USA. Oder Brasilien: Obwohl es wie ganz Südamerika zur „Einflusszone“ der USA gehört, in der US-Multis massiv investieren, betreibt es ebenfalls Handel mit Europa und China. Oder Ägypten, das wie ganz Afrika zur „Einflusszone“ Europas gehört, aber auch Geschäfte mit Amerika und Russland tätigt. Ebenso Vietnam, das zwar unter chinesischem politischen, militärischen und wirtschaftlichen Einfluss steht, gleichzeitig aber große Geschäfte mit Japan und den USA macht.
KOLONIALISMUS und EINFLUSSSPHÄREN sind also offensichtlich zwei völlig unterschiedliche geopolitische Zustände, die nicht miteinander verwechselt werden dürfen und die Lenins Analyse im Werk „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ voll bestätigen.
DIE REVOLUTIONÄRE TAKTIK
Da es sich um zwei grundverschiedene Situationen handelt, muss auch die marxistische Taktik entsprechend angepasst werden – wie Lenin korrekt erklärt hat.
- Im Kolonialismus unterstützte der Marxismus den Unabhängigkeitskampf vorkapitalistischer, kolonial unterdrückter Nationen gegen die imperialistischen Kolonialmächte – mit dem Ziel, dass diese unabhängig werden und sich dann kapitalistisch entwickeln können. Erst dann entstehen die zwei Klassen (Bourgeoisie und Proletariat), wobei Letzteres aktiv wird, sich gegen die Bourgeoisie stellt und durch den Klassenkampf zum Kommunismus gelangen kann.
- In den Einflusssphären, wo heute alle Länder kapitalistisch sind und die zwei Klassen existieren, unterstützt der Marxismus selbstverständlich offen das Proletariat gegen die Bourgeoisien und organisiert die ausgebeutete und unterdrückte Arbeiterklasse, damit diese zur Revolution gelangt.

Da wir uns heute in einer Situation des weltweit entwickelten Kapitalismus befinden – ohne Ausnahmen, in den Kolonien nicht mehr existieren, und überall die kapitalistischen Gesetze des Handels, Verkaufs und der Konkurrenz wirken –, ist der Klassenkampf eindeutig: auf der einen Seite das Proletariat gegen die Bourgeoisien, auf der anderen Seite der Konkurrenzkampf innerhalb der Bourgeoisie selbst, also unter den kapitalistischen Banditen um Marktanteile.
Die Position des Marxismus ist daher eindeutig und klar: Der Marxismus unterstützt und organisiert in allen Ländern ausschließlich das Proletariat gegen die Bourgeoisien – und keine Kämpfe mehr für die Unabhängigkeit unterdrückter ethnischer Gruppen, da auch diese Kämpfe oder sogenannten Unabhängigkeitskriege rein kapitalistisch motiviert sind und nur kapitalistische Interessen verfolgen.
DIE LÜGEN DER STALINISTEN FALSCHE KOMMUNISTEN.
Die Stalinisten, wie sie die Lüge vom „Sozialismus in einem Land“ erfanden, dass es in der Sowjetunion, Kuba, der DDR usw. „Kommunismus“ gab und jetzt auch in China und Nordkorea, und dann erfanden sie den Antifaschismus und dann wieder, dass der Feind des Proletariats die NATO und die Amerikaner seien und dass Putin der sozialistische Freund sei, um darauf zu bestehen, dass die russische Invasion in der Ukraine richtig war, so haben diese stalinistischen Pseudokommunisten auch erfunden, dass der Konflikt (zwischen kapitalistischen Banditen im Nahen Osten) gegen die Palästinenser (und gegen die Kurden) ein „kolonialistischer“ oder „neokolonialistischer“ Krieg sei.

Diese Verzerrung ist unserer Meinung nach nicht zufällig. Der Grund für diese stalinistische Lüge vom „Neokolonialismus“ liegt darin, dass in diesem langwierigen Konflikt zwischen fanatischen religiösen Israelis und ebenso fanatischen religiösen Palästinensern letztere stalinistisch und pro-Putin sind. Da Stalinisten weltweit Putin unterstützen, unterstützen sie folglich auch die Palästinenser. Daher erfinden sie die Erzählung, dass der Krieg gegen diese eine „kolonialistische“ oder „neokolonialistische“ Auseinandersetzung sei – und somit die religiösen, terroristischen Führer von Hamas Unterstützung verdienen.
Im Gegensatz dazu vertreten dieselben Stalinisten bei der russischen Invasion der Ukraine die gegenteilige Meinung: Diese sei nicht „kolonialistisch“, sondern „gerecht“ – und die sich verteidigenden Ukrainer seien „nazistische Terroristen“.
Kurz gesagt: Für die Stalinisten ist ein Krieg, der von den Amerikanern und ihren Verbündeten geführt wird, immer kapitalistisch und „kolonialistisch“. Wird derselbe Krieg jedoch von Russland geführt, ist er nie kapitalistisch oder kolonialistisch – sondern „gerecht“.
DIE TROTZKISTEN
Die Rolle der jungen, naiven Trotzkisten besteht immer darin, das zu schlucken (zu übernehmen, zu akzeptieren), was die Stalinisten in ihren wirren Lügen verbreiten. Auch für die Trotzkisten waren und sind die Sowjetunion, Kuba, China usw. „kommunistische“ Länder – allerdings mit einer „degenerierten Bürokratie“. Auch sie unterstützen den „Antifaschismus“ und sind wie die Stalinisten „anti-NATO“ und „anti-amerikanisch“. Ebenso vertreten sie (gestützt auf die stalinistische Lüge), dass der Krieg gegen die Palästinenser und Kurden ein „kolonialistischer“ sei.
Diese jungen, vollkommen unbedarften Idealisten, die sich selbst als „Marxisten“ bezeichnen, besitzen in Wirklichkeit keine eigene realistische Analyse darüber, wie die kapitalistische Gesellschaft funktioniert. Indem sie den stalinistischen Lügen folgen, ernten sie nichts als Enttäuschungen und Frustration – und kehren, klassischerweise, der Politik früher oder später den Rücken.
DIE MARXISTEN Für den Marxismus kann es keinen „Sozialismus in nur einem Land“ geben, und es hat ihn nie gegeben. Daher herrscht in der Sowjetunion, in der DDR, heute in China, Nordkorea, Kuba usw. Kapitalismus, in Form von Staatskapitalismus, bei dem die Stalinisten an der Macht in brutalen Diktaturen die kapitalistischen Geschäfte führen und deren Vorteile genießen – Vorteile, die denen staatlicher Manager in westlichen Ländern oder Geistlicher im Vatikan entsprechen. Auch der Antifaschismus gegen rechte Parteien ist aus marxistischer Sicht ein Trick. (Zur Bestätigung: Weder bei Marx, Engels noch Lenin finden sich Spuren eines Kampfes „gegen die Rechten“.) Denn wenn der Kommunismus den Faschismus und rechte Parteien zweifellos als Feinde betrachtet, sind auch die demokratischen Parteien Feinde – und noch mehr die linken Parteien der falschen Sozialisten (die „falschen Freunde“, wie Marx sie nannte), die alle zusammen, in unterschiedlichen Rollen, am selben Ziel arbeiten: die Ausbeutung der Arbeiterklasse, damit die Reichen immer reicher werden. Zu behaupten, NATO und Amerikaner seien der Hauptfeind der Arbeiterklasse, ist eine stalinistische Lüge sondergleichen. Denn wie alle kapitalistischen Staaten ist auch die US-amerikanische Gesellschaft in zwei Klassen gespalten: Proletariat und Kapitalisten. Und es sind die Kapitalisten – wie der Marxismus seit jeher betont –, die, aus ihren Geschäftsinteressen heraus, Kriege verursachen. Die amerikanischen Arbeiter jedoch haben keinerlei Rolle in diesen Kriegen – und das ist eine zentrale Klarstellung, die wir Marxisten stets betonen müssen.

Genau dieser Stalinist Putin, ebenso kriegstreibend wie die amerikanischen Kapitalisten, Präsident der russischen Kapitalisten, die die Arbeiter in Russland ebenso brutal ausbeuten, der behauptet, NATO und Amerikaner die Feinde der Arbeiter seien, ein Slogan, der dann von unterwürfigen stalinistischen Pseudo-Marxisten nachgeplappert wird. Ein Putin, der aus marxistischer Sicht genauso entschieden und kompromisslos bekämpft werden muss wie die US-amerikanischen, europäischen, chinesischen oder sonstigen Kapitalisten.
Der Marxismus steht eindeutig und bedingungslos auf Seiten der Arbeiterklasse – überall auf der Welt: mit den russischen, amerikanischen, europäischen, chinesischen, ukrainischen, israelischen und palästinensischen Proletariern, die sich vereinen im Kampf gegen die Kapitalisten müssen.
Zur lächerlichen Farce des „Neokolonialismus“, erfunden von Stalinisten, um – wie Putin – die stalinistischen, religiös-fanatischen palästinensischen Führer gegen die ebenso fanatischen religiösen israelischen Führer zu unterstützen, welche Ursache zahlloser Kriege sind, haben wir bereits oben Stellung bezogen.
ZUSAMMENFASSUNG Im Kampf gegen die bürgerlichen Kräfte des Bösen ist es absolut grundlegend, das Funktionieren des kapitalistischen Systems genau zu verstehen – und genau aus diesem Grund hat Marx das „Kapital“ geschrieben - um eine feste Grundlage für den korrekten und wirksamen Kampf gegen dieses verkommene System zu schaffen.
Wir haben immer wieder vor der Gefahr der Stalinisten gewarnt – Agenten der Staatsbourgeoisie, falsche Marxisten, erbitterte Feinde des echten Marxismus und einer höheren Gesellschaft, die sich ständig auf die Seite der russischen Kapitalisten (und ihrer Verbündeten) schlagen, indem sie versuchen, all das als „Kommunismus“ zu verkaufen.
Auch das Verständnis des Unterschieds zwischen „KOLONIALISMUS“ und „EINFLUSSZONEN“ ist daher eine grundlegende Voraussetzung, um im Sinne des Marxismus handeln zu können.